Es werde Licht
Um seiner Faszination für zeitloses Design Ausdruck zu verleihen, entwirft der Designer Jaume Ramírez eine Tischleuchte mit einem Lampenschirm, der das Licht in alle Richtungen wirft. Die Leuchte Fragile vereint verschiedene geometrische Figuren. So sitzt ein delikater Kegel auf einer Kugel, die beide durch einen Zylinder verbunden werden, der das Licht von unten in den Raum strahlt. Das Material aus Glas steht für Emotionen und enthüllt nicht nur die Lichtquelle, sondern drückt eine gewisse Reinheit und Leichtigkeit aus. Es scheint fast so, als würde sich die Struktur ohne Mühe nahtlos in jede Umgebung einfügen.
Was ist Ihre Designphilosophie als Kreativschaffender, Herr Ramírez?
Gemäß dem offiziellen Wörterbuch der spanischen Sprache ist Design die Folge einer oder mehrerer Handlungen. Das erscheint mir sehr zutreffend und dementsprechend ist Design für mich wie eine feine Linie, die bei einer Idee beginnt und in etwas endet, das durch Sehen und/oder Fühlen wahrgenommen werden kann. Ich kann meine Designphilosophie zwar nicht in Worte fassen, aber wenn ich philosophische Texte lese, hilft mir das, über meine Projekte nachzudenken und darüber zu reflektieren, wie ich sie umsetzen möchte.
Was hat Sie für Ihr neustes Leuchtendesign, die Fragile, inspiriert?
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, anhand eines simplen Objekts darzustellen, dass sich die Welt im Wandel befindet. Das ist zwar eine Herausforderung, aber häufig auch meine Motivation, ein neues Projekt anzugehen. Das war auch bei der Fragile der Fall. Ich lese häufig Essays, die mich prägen und mir dabei helfen, den Sinn und Zweck unseres Daseins zu verstehen. Marina Garcés, Paul B. Preciado, Bruno Latour, Vinciane Despret und Peter Sloterdijk begleiten mich und haben meine Ansichten diesbezüglich beeinflusst.
Unabhängig davon habe ich bereits seit Jahren immer wieder eine fragile Leuchte in meinen Entwürfen skizziert, ohne dass ich genau wusste, wieso. Ich erinnere mich außerdem, dass ich regelrecht von diesem Archetyp der Tischleuchte besessen war und stundenlang die Sendung „Home Exchange“ schaute, wobei ich die darin gezeigten amerikanischen Wohnzimmer analysierte. Ich konnte kaum glauben, dass fast überall diese Lampe zu sehen war.
Wie haben Sie persönlich den Entstehungsprozess erlebt?
In der Produktbeschreibung auf meiner Website heißt es:
„Ich habe einen Freund danach gefragt, ob es möglich wäre, eine LED im Sockel einer Lampe zu installieren, um den Rest damit zu beleuchten und seine Antwort war: nein. Das ärgerte mich und ich ärgerte mich auch über den Glaser, als er mir sagte, dass er meine Idee nicht genau so umsetzen konnte, wie ich es mir vorstellte. Ein ganzes Jahr lang ging ich nicht mehr zu ihm. Aber die Idee blieb die ganze Zeit, eingesperrt in meiner Vorstellung. Später ging ich wieder zum Glaser und bat ihm darum, trotzdem zu versuchen, was ich vorgeschlagen hatte. Ich präsentierte das Resultat einem Unternehmen und fragte, ob sie es produzieren wollten, aber sie lehnten ab. Jetzt verkaufe ich es selbst und jedes Mal, wenn jemand ein Stück kauft, fühle ich mich erfüllt. Danke.“
Nun schreibe ich einen neuen Abschnitt für meine Website, weil ab jetzt Marset für den Verkauf zuständig ist.
Was steckt hinter der Form und der Materialität der Fragile?
Wir haben eine archetypische Leuchte aus Glas konzipiert und obwohl das Material und die Form getrennt betrachtet eine unscheinbare Wirkung haben mögen, verwandeln sie sich gemeinsam betrachtet in ein neues Objekt, das die heutige Gegenwart und den aktuellen Wandel widerspiegelt, zumindest meiner Meinung nach.
Welche Botschaft oder Emotionen möchten Sie dem Betrachter mit der Fragile vermitteln?
Während der Pressepräsentation an der Messe in Milano sprach ich mit mehreren Journalisten und fast immer passierte das Gleiche: Anstatt mich etwas zu fragen und meine Antwort abzuwarten, stellten sie mir eine Frage und gaben sich die Antwort lustigerweise gleich selbst, sodass ich immer nur nickte.
Welchen Beitrag leistet die Fragile in der Welt des Designs, der sie von anderen Beleuchtungslösungen unterscheidet?
Die Leuchte wurde eigentlich nicht zu diesem Zweck entwickelt. Projekte, die nur hinsichtlich der Welt des Designs oder der Marktchancen erarbeitet werden, erscheinen mir opportunistisch und entsprechen mir überhaupt nicht. Heutzutage ist Designen kein Schaffensprozess ohne Verantwortung mehr, der einfach dem Impuls eines Einzelnen, eines Unternehmens oder der Notwendigkeit, sich vom Markt abzuheben, folgt. Wir tragen eine große Verantwortung, die unserem Schaffensdrang und dem Wandel, den unsere Welt durchläuft, gegenübersteht.
Wo stellen Sie sich die Fragile gerne vor?
Ich würde sie gerne auf dem Nachttisch von Paul B. Preciado sehen.